
Der Volksmund sagt: Lachen ist die beste Medizin. Stimmt das: Lachen ist gesund? Was ist wirklich dran? Seit den 60-er Jahren haben sich Wissenschaftler und Ärzte auf den Weg begeben, die positiven Wirkungen von Lachen näher zu erforschen. Ich gebe einen kurzen Überblick und runde den Artikel mit praktischen Beispielen und einer Übung zum Ausprobieren und Mitmachen ab. Frei nach dem Motto:
„Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es!“
Wirkungen intensiven Lachens – Überblick
Die folgende Infografik verschafft dir eine erste Übersicht über die Wirkungen intensiven Lachens:
Ist Lachen gesund? Erläuterungen zu den oben gezeigten guten Gründen findest du in meinem Blogartikel „Warum du mindestens 10 Minuten täglich lachen solltest“. Wenn du also einen tieferen Einblick zu den positiven Wirkungen erhalten möchtest, klicke hier.
Lachen ist gesund – Experimente, Forschung und Studien
William F. Fry – der erste Lachforscher
Pionier auf diesem Gebiet war in den 60-er Jahren der Forscher und Psychiater William F. Fry an der Stanford University, Kalifornien. Er prägte den Begriff „Gelotologie“ – Wissenschaft des Lachens. Ein informatives Interview mit William F. Fry aus der Süddeutschen Zeitung vom 10.12.1999 findest du übrigens hier. Die körperlichen Auswirkungen von Lachen und Humor untersuchte er jahrelang und konnte z. B. zeigen,
- dass beim Lachen Endorphine ausgeschüttet werden (körpereigene Schmerzstiller)
- die Konzentration der natürlichen „Killerzeillen“ (Zitat aus seinem Interview) im Blut während des Lachens steigen
- dass sich die Atem- und Herzfrequenz während des Lachens deutlich erhöht
- dass Lachen elektrochemische Reaktionen im Gehirn hervorruft, die mehr Konzentration und Wachheit bewirken.
Norman Cousins heilte sich selbst mit Lachen
1979 veröffentlichte der amerikanische Journalist Norman Cousins das Buch „Der Arzt in uns selbst“ (nur noch in amerikanischer Ausgabe erhältlich „The Anatomy of Illness“). Er beschreibt darin seine eigenen Erfahrungen mit einer sehr schmerzhaften chronischen Entzündung der Wirbelsäule, Spondylarthritis mit ungünstiger Prognose.
- Bereits mit 10 Minuten intensivem Lachen erlangte er jeweils zwei Stunden Schmerzfreiheit.
- Nachweislicher Rückgang seiner Entzündungen durch monatelanges tägliches Ansehen lustiger Filme.
Dr. Lee Berk und die Biologie der Hoffnung
Der Psychoneuroimmunologe Dr. Lee Berk von der Loma Linda University, Kalifornien kommt im Interview mit dem LifeStyle Magazin selbst zu Wort. Die Originalsprache ist amerikanisch, daher hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen.
Lachen über lustige humorvolle Filme
- „optimiert“ das Immunsystem (Dr. Berk)
- senkt den Cortisol- und Adrenalinspiegel
- verändert das Mindset und die Hoffnung
Dr. Lee Berk prägte den Begriff „Biologie der Hoffnung“: Er und sein Team untersuchten die Wirkung von Vorahnung, Vorfreude auf Lachevents.
Dr. Lee Berk rät zur Veranschaulichung z. B. an eine Zahnwurzelbehandlung von morgen zu denken. Bereits bei dem Gedanken daran steigt heute schon mein Blutdruck. Das Gleiche gilt für das Gegenteil: wenn ich z. B. daran denke, dass etwas Gutes, Positives passieren wird, z. B. dass ich lustige Filme gucken werde. So erklärt Dr. Lee Berk auch, dass Patienten mit sehr schlechten Prognosen manchmal länger leben als erwartet, weil sie in Vorfreude auf ein bedeutsames positives Ereignis z. B. mit der Familie sind. Es scheint bei vielen Patienten so zu sein, dass ihr Mindset die Entwicklung ihrer Krankheit oder Genesung fördert. Dr. Lee Berk nennt diesen Effekt „Biotranslates“ – Übersetzung des Mindsets ins Biologische, in den Körper.
Es gibt nichts Moderneres in der Medizin als das Konzept, dass Glück gut für dich ist. (Dr. Lee Berk)
Science Daily berichtete in dem Artikel „Laughter Remains Good Medicine“ (Lachen enthält gute Medizin) von einer Studie von Dr Lee Berk, die die Thesen von Norman Cousins zu bestätigen scheinen. Eine Gruppe von 20 hoch risikogefährdeten Diabetikern (mit Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten) wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Hier eine Übersicht der Ergebnisse:
Die Wahl des Lebensstils hat eine signifikante Auswirkung auf Gesundheit und Krankheit. (Dr. Lee Berk)
Patch Adams – Arzt und Begründer der Klinik-Clown-Bewegung
Dr. Hunter Adams (Patch Adams), Arzt wurde durch den Film von Robin Williams bekannt. Hier ein Link zu seinem Vortrag in Utrecht University von TEDx, in der er über seinen Lebensweg spricht. Wie er durch eigenes Schicksal als junger Mensch dazu kam, Spaß und Lachen in Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen zu bringen. Er rief die Bewegung der Klinik-Clowns nicht nur ins Leben, um in Krankenhäusern eine glückliche, heilungsfördernde Umgebung zu schaffen, sondern er versteht sich auch als Friedensaktivist. Ganz nebenbei berichtet er: Seitdem er dieses Programm täglich ca 1,5 Stunden ausübt und einfach glücklich ist war er in den letzten 50 Jahren kein Mal krank(!). Auf ihn selbst trifft „Lachen ist gesund“ insofern voll zu.
Alle o.g. Ärzte und Wissenschaftler haben den Humor als Voraussetzung zum Lachen genutzt. Sei es Patch Adams als Clown, seien es es die anderen Wissenschaftler und Experimentatoren, die lustige Filme nutzten zum Lachen. Sie brauchten für diesen Zweck jeweils Anlässe zum Lachen. Daher waren auch täglich dreißig Minuten notwendig für die Effekte, denn bei lustigen Filmen lacht man ja nicht ununterbrochen und nicht jeder Film ist gleich lustig.
Lachen ist gesund – es funktioniert auch ohne Grund :-)
Der indische Arzt Dr. Madan Kataria schlug zunächst einen ähnlichen Weg ein, als er 1995 die Wirkungen des Lachens praktisch erproben wollte. Denn auch er stellte sich ganz konkret die Frage: Lachen ist gesund – was bedeuten die theoretischen Erkenntnisse in der Praxis? Er verabredete sich mit einigen Freunden in Mumbai im Park und sie begannen, sich Witze zu erzählen. So ging es ungefähr zwei Wochen lang jeden Tag und sie konnten herrlich lachen. Bis ihnen die Witze „ausgingen“. Denn die Sache mit dem Humor hat gewisse Einschränkungen. Der Frage, ob du Humor zum Lachen brauchst bin ich im Artikel Lachen lernen – brauche ich überhaupt Humor? auf den Grund gegangen. Und wenn du ganz genau wissen willst, wie es um deinen Humor bestellt ist, findest du in meinem Beitrag „Worüber lachst du?“ einen Link zum Humortest der Universität Zürich, wo du herausfinden kannst, welcher Humortyp du bist.
Zurück zu Dr. Kataria: er und seine Frau Maduri (Yogalehrerin) entwickelten daraufhin gemeinsam das Lachyoga. Ein kleines lustiges Übungsprogramm, in dem ohne Grund und Schadenfreude, ohne Comedy und ohne Humor gelacht werden kann. Der Vorteil liegt auf der Hand: du brauchst keine Filme mehr, keine Witze oder sonstige Anlässe. Mit Atem-, Dehn-, Klatschübungen und kleinen Rollenspielen wird Lachen reflexartig produziert. Weil diese Art des Lachtrainings sehr intensiv ist, setzten die förderlichen Effekte für Psyche und Körper bereits ab 10 Minuten täglichem Lachyoga – Training ein, so Dr. Kataria.

Lachyoga mit Übungen in der Gruppe steckt an
In der Gruppe ist der „Ansteckungseffekt“ noch größer als allein. So dauert es nicht lange, bis eine ganze Gruppe minutenlang herzhaft lacht. Einfach so. Das Lachen ist auf diese Weise wesentlich intensiver als beim Gucken eines lustigen Films, bei dem du ab und zu Lachsalven los lässt. Diese Übungen lassen sich auch alleine durchführen, jederzeit und (fast) überall. So hast du es viel mehr selbst in der Hand, mit Lachen etwas für deine Vitalität, Gesundheit und Selbstbewusstsein zu tun. Innerhalb von über 20 Jahren verbreitete sich Lachyoga und die von Dr. Kataria ins Leben gerufenen Lachclubs oder Lachtreffen in über 70 Ländern auf dem Globus. Wenn das Konzept nicht so genial und wirksam wäre, würden die Menschen in all diesen Ländern nicht so begeistert reagieren und es in ihren Lachtreffen und für sich selbst integrieren.
Lachen ist gesund - vielleicht. Was aber, wenn dir nicht danach zumute ist?
Und ja, das Konzept von Dr. Kataria funktioniert auch, wenn einem gar nicht zum Lachen zumute ist. Dann hat man es im Grund am Nötigsten. Warum und wieso, erfährst du in meinem Artikel „Trotzdem lachen – darf man das?“ sowie im Beitrag zum Thema „Auf Kommando lachen“.
Gesundheitsaspekte von Lachyoga
Der Zusammenhang von Atmung und Lachen ist recht offensichtlich. Beim Lachen gehen wir zur stoßweisen Ausatmung über, je intensiver und länger, desto mehr Konsequenzen hat das für Lunge, Organismus mit inneren Organen und Gehirn bis ins Blut und die Zellen. Im Beitrag: „Alles eine Frage der Atemtechnik“ erfährst du Einzelheiten dazu und erhältst am Ende eine Super-Übung zum Selbsttest.
Übrigens sagt Dr. Madan Kataria, dass 10 Minuten intensives Lachen mit Lachyoga-Übungen einen Effekt haben wie 30 Minuten Cardio-Workout. Insofern ist Lachyoga eine sehr effiziente Alternative zu manchen Sportprogrammen. Diesen Aspekt liebe ich persönlich besonders. Dass ich in so kurzer Zeit ein effektvolles Fitnessprogramm absolvieren kann - z. B. zu Hause, im Auto bei Stau etc. Und danach sofort wohlgelaunt und frisch bin.
Dem Zusammenhang intensiven Lachens und tiefer Entspannung ist bisher noch wenig Beachtung geschenkt worden. In meinem Beitrag „Sehnst du dich nach Entspannung“ erläutere ich die Zusammenhänge und warum Lachen so eine exzellente Vorbereitung für tiefe Entspannung ist. Eine praktische Übung rundet auch diesen Artikel ab, so dass du den Effekt selbst erproben kannst.
Lachtraining mit Lachyoga in der Praxis
Atem-, Klatsch-, Dehnübungen und Rollenspielelemente sind extrem hilfreich, um das Lachen ohne Grund und Schadenfreude, ohne Witz, Humor und Comedy zu trainieren.
Zwei Grundsätze:
1, „Keep it simple“ ist die erste Devise. Einfach und Effektiv sofort zum Wesentlichen vorzudringen ohne Schnick und Schnack.
"Keep it simple" gilt auch für Lachtraining. Also verzichte auf Humor und Schnickschnack und mache einfach ein paar kleine Übungen, die Lachen fördern. Kathrin Stamm
Wie spielerische Elemente das grundlose Lachen für Trainingszwecke enorm erleichtern beschreibe ich im Artikel „Heute schon gespielt?“
2. „Fake it until you make it“ – Tu so als ob du lachen würdest, dann stellt sich auf kurz oder lang echtes Lachen von innen automatisch ein. Das geht leichter, wenn man in einer Gruppe übt. Alleine geht es jedoch mit etwas mehr Geduld und Übung ebenfalls. Dieser Grundsatz entspannt schon mal von vornherein, erleichtert das Loslassen und Sich-Einlassen auf ein verrücktes kleines Übungsprogramm.
Eine kleine Dehn- und Atem- Lach-Übung zum Mitmachen:
Stell dich locker in den Raum z. B. neben deinem Schreibtisch mit etwas Platz um dich herum.
Die Beine stehen etwa schulterbreit auseinander.
Lass dich ganz langsam Wirbel für Wirbel nach unten gleiten und atme dabei langsam aus. Kopf, Arme, Beine und Knie sind ganz locker dabei. Du brauchst nur so weit nach unten gehen, wie es angenehm für dich ist.
Lass einfach alles ein wenig ausbaumeln, vielleicht machst du auch ein paar Entspannungsgeräusche wie seufzen oder gähnen.
Dann richtest du dich ganz langsam Wirbel für Wirbel wieder auf, atmest dabei ein und nimmst die Arme mit nach oben.
Überdehne einatmend die Arme ein wenig nach hinten, so dass sich der Brustraum öffnet. Halte in dieser Position die Luft an. Halte, halte, halte und dann spontan loslassen und dabei lachen.
Arme wieder nach unten nehmen und in den Körper hineinspüren, wie er sich jetzt anfühlt.
Die Übung zum Mitmachen als Video:
Fazit: Lachen ist gesund?
Zuerst bin ich natürlich neugierig, wie du die Wirkung der kleinen Übung für dich selbst erlebt hast. Denn die tollste und beste Theorie und Wissenschaft hilft deinem Körper rein gar nichts. So wie es dir nur begrenzt hilft, eine Sendung von Sportwissenschaftlern über den Nutzen von Walking oder Jogging anzusehen. Der Körper und die Seele wird davon noch keinen Nutzen haben. Erst wenn du tatsächlich die Sportklamotten anziehst und raus gehst oder läufst, wirst du den Effekt spüren können. Das Gute ist, dass das Lachen genau wie Walken oder Joggen – wenn es denn für einige Minuten intensiv erfolgt – sofort spürbare Ergebnisse bringt.
Teile also gerne deine Erfahrungen mit Lachen im Kommentarfeld. Entweder die Erfahrung mit dieser Übung oder andere Vorerfahrungen, welche „Lacherlebnisse“ du schon hattest und welche Effekte du dabei erlebt hast.
Wenn du jetzt sagst, dass die Theorie toll ist, du es jedoch – ähnlich wie Dr. Kataria – mehr im eigenen Leben erproben möchtest, bist du herzlich eingeladen meinen kostenlosen Online-Lachkurs mitzumachen. Da erlebst du dann gleich den Gruppeneffekt. Oder du suchst dir einen Lachclub in deiner Umgebung - oder gründest selbst einen :-). Und natürlich kannst du gleich in die Vollen gehen und ein auf meiner Kurseseite Infos zu einem ganzenLachwochenende buchen.
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