
Gehörst du zu den Menschen, die sich mehr Wertschätzung wünschen? Oder die sich wünschen, dass in ihrem Umfeld mehr wertschätzende Haltung gelebt wird? Dann findest du hier einen klaren Überblick mit praktischen Ansatzpunkten. So einfach es aussieht hier – so herausfordernd ist die tägliche Umsetzung!
Bei Wikipedia wird Wertschätzung als positive Haltung einem Anderen gegenüber beschrieben, die sein ganzes Sein umfasst. Sie ist verbunden mit den Bedürfnissen Respekt und Anerkennung – etwas das wir brauchen wie die Luft zum Atmen. Und es hat Auswirkung auf das Selbstwertgefühl, das wie der Grundton unseres Lebens ist.
Die zusammenfassende (und sicher ergänzbare) Reflexion meiner Erfahrung und Beobachtung aus mehreren Jahrzehnten als berufstätige Familienmutter und Begleiterin vieler Menschen, teile ich hier gerne.
1. Wertschätzung beginnt immer bei dir selbst!
Du bist der Dreh- und Angelpunkt deines Seins. Die Grundlage für das ganze Thema Wertschätzung bist du selbst.
Dazu gehört
- dein Bewusstsein, welch einzigartiger Mensch du bist
- mit all deinen individuellen Eigenschaften, Gaben und Fähigkeiten
- deiner Art dich auszudrücken, zu agieren und zu reagieren.
Das Wort Selbst-Bewusstsein trifft es in dem Zusammenhang.
Bereits die Wertschätzung für dich selbst hat verschiedene Facetten!
Wertschätzung für deinen Körper:
Er hat seine eigene Schönheit. Nicht die eines „gefotoshopten“ Models oder inszenierten Stars. Die Schönheit deines Lächelns, deiner liebevollen Augen, deiner Sommersprossen, des Klangs deiner Stimme, der weichen Haut, der Spuren, die das Leben an deinem Körper hinterließ, was du „geerbt“ hast und was alles bei dir in einzigartiger Kombination zusammen kommt. Dein Körper hat eine eigene „Funktionstüchtigkeit“ – je nach Konstitution, Ernährung, Pflege, Behandlung & Training. Da kannst du viel bewirken, wenn du wertschätzend mit ihm umgehst.
Wertschätzung für deine einzigartige Kombination von Eigenschaften und Fähigkeiten:
Dein Mut in einer bestimmten Situation, deine Ausdauer, deine Hingabe, dein Humor, dein scharfer Verstand, deine Beweglichkeit oder oder und und und… In Seminaren und Coachings habe ich nicht selten erlebt, dass bei Menschen mehr negativ bewertete Eigenschaften ins Gedächtnis kamen, wenn sie sich beschreiben sollten. Es ist schon ein sehr merkwürdiger Mechanismus, dass „Negatives“ vielfach eine größere Gewichtung bekommt. Meine persönliche Erklärung ist, dass wir von der Biologie her auf Störungen programmiert sind, also auf Negativ-Signale. Damit könnten wir uns in freier Wildbahn schneller retten, wenn Angriff droht. Eine Art inneres Warnsystem geht an und der Fokus wird auf die Störung gerichtet – ein Schutzmechanismus. Dass wir in unserem heutigen normalen Umfeld eher in Sicherheit sind, ist noch nicht ganz in allen Gehirnstrukturen angekommen und da dürfen wir gelegentlich nachhelfen. Dass die Art der Kommunikation mit ganz subtilen und oftmals unbewussten Signalen den einen oder anderen Mechanismus bedient (Entspannung, Wertschätzung, Lösungsorientierung versus Angriff & Verteidigung) ist ein weiteres Thema. Es würde hier den Rahmen sprengen. Die gute Nachricht ist: auch das kann man lernen!
Wertschätzung für dein Tun:
Dazu zählt, dass du dich selbst wertschätzt dafür,
- dass du im Beruf, in der Familie und an anderen Orten jeweils das dir Bestmögliche gegeben hast.
- Dass du manchmal nicht anders handeln konntest, auch wenn du gewollt hättest. Dir fehlten damals bestimmte Einsichten oder Fähigkeiten. Du hast sie erst später erwerben können. Oder du kommst erst jetzt dazu.
Ich erinnere mich gut daran, wie ich in einer angespannten sehr stressigen Zeit mich endlich hingesetzt und eine Liste aufgestellt habe, was ich wie viele Stunden in der Woche arbeite. Mit drei Kindern, freiberuflicher Tätigkeit, großem Haus und großen Garten kam ich auf 63 Wochenstunden – das sind ca. 9 Stunden täglich (Samstag, Sonntag auch!). Das Spielen mit den Kindern und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten habe ich nicht eingerechnet, das zählte für mich zu Entspannung. Als ich das Ergebnis sah, war das ein großes Aha-Erlebnis. Ich bekam Wertschätzung und Mitgefühl mit mir selbst und konnte mir nachsehen, dass ich nicht immer so fröhlich und entspannt war, wie ich es gerne gewesen wäre. Als ich es meiner Familie vortrug, bekam ich mehr Verständnis und Unterstützung.
Wertschätzung für dich selbst bedeutet Grenzen zu setzen:
Es ist nicht dienlich, alles mit zu machen, was vom Umfeld gefordert und gewünscht wird. Da gibt es gesunde Grenzen. Wer sich wertschätzt kennt die Grenzen und spürt, wo er Stopp-Signale setzen muss. Aus Liebe zu sich selbst und aus Wertschätzung für sein Gegenüber. Dem nicht damit gedient ist, wenn du muffig Dinge tust, die dir keine Freude machen oder dich so verausgabst, dass du zusammen klappst. Ich musste das mühsam über Jahre lernen. Andere können das von Natur aus. Von diesen Menschen können wir dann lernen.
2. Wertschätzung von Anderen wahrnehmen
Wahrnehmen zu können, dass Menschen mich wertschätzen oder was sie an mir wertschätzen, hat nicht jeder von der Wiege an. Da können Erfahrungen aus der frühen Kindheit eine Rolle spielen. Glücklicherweise haben wir ein sozialplastisches Gehirn bis ins hohe Alter. So können wir uns im Regelfall jederzeit für neue Erfahrungen bereit machen und alte Reaktionsmuster durch neue ersetzen. Das braucht vor allen Dingen Training. Manchmal ist phasenweise Unterstützung hilfreich, um den Prozess zu beschleunigen.
Als ich mir vor einigen Jahren meine Coach- und Trainertätigkeit begann, fühlte ich mich zunächst unsicher. Ich dachte, Andere könnten das besser als ich (Vergleichen ist eine tödliche Falle!). Durch anhaltendes immer wiederkehrendes Feedback wurden mir meine Qualitäten bewusster.
3. Wertschätzung von Anderen annehmen
Auch das will gelernt sein. Ich bleibe in meinem letzten Beispiel. Am Anfang meiner neuen Tätigkeit dachte ich: naja, da habe ich grad mal bei der und jener Person genau das Richtige getroffen. Je mehr Feedback ich erhielt von vielen unterschiedlichen Menschen und je öfter bestimmte Qualitäten und Fähigkeiten hervorgehoben wurden, desto mehr konnte ich selbst spüren: wie wertvoll und einzigartig ich bin. Ich kann im Rückblick sagen: Die Wertschätzung habe ich wieder und wieder erfahren und angenommen. Irgendwann hat es sich tief gesetzt. Ich spüre heute sehr klar, wer und was ich in meinem inneren Kern bin. Meine Umwelt hat dabei mitgeholfen. Hätte ich das nicht annehmen können, wäre ich heute nicht da wo ich stehe. Mittlerweile habe ich z. B. keine Konkurrenzängste mehr, denn ich kenne die einzigartige Mischung meiner Fähigkeiten und Qualitäten, die ich in meinen Trainings & Coaching lebe und vermittle. Keiner macht es genauso wie ich und daher kommen Menschen zu mir, die genau danach suchen. Andere gehen woanders hin und das ist bestens. Es ist genug Platz für alle da. Hurra!
Nichts ist innen, nichts ist außen, denn wie drinnen, so ist’s draußen!
Johann Wolfgang von Goethe (west-östlicher Diwan)
Wenn Liebe, Wertschätzung und Mitgefühl von innen nach außen strahlen, wirst du von Anderen als bereichernd, wertvoll und schön wahrgenommen – in dem Moment werden z. B. kleine Fältchen völlig überstrahlt. Ja, sie erscheinen vielleicht sogar besonders liebenswert. Ich erinnere mich wie ich als Kind meine Oma wunderschön fand mit all ihren Falten und dem dünnen weißen Haar. Denn ihre Augen strahlten freudig und offen wie ein Kind, wenn sie mich liebevoll ansah.
Wertschätzung ist ein Spiel von Geben und Nehmen.
Du kannst einfach mit dem Wahrnehmen und Ausdrücken von Wertschätzung anfangen, um das Spiel in Gang zu setzen!
(Kathrin Stamm)
4. Wertschätzung für Andere wahrnehmen
Das fällt dir wesentlich leichter, wenn du Wertschätzung und Mitgefühl für dich selbst hast. Wenn ich nochmal auf mein obiges Beispiel zurück komme aus meiner extrem stressigen Lebensphase. Als ich mich anerkannte für meine Leistung, die ich zu der Zeit erbracht hatte, konnte ich mehr Mitgefühl für mich entwickeln. Wenn ich heute einen gestressten gereizten Menschen erlebe, ist mir vollkommen klar, dass er oder sie – warum auch immer – gerade oberhalb seiner gesunden Leistungsgrenze unterwegs ist. Dann kann ich ihn als Menschen wertschätzen, der vielleicht versucht Vielem gleichzeitig gerecht zu werden und dennoch dabei ist, sein Bestes in der Situation zu geben, was ihm möglich ist.
5. Wertschätzung für Andere ausdrücken
Wenn ich mit mir selbst streng ins Gericht gehe, mich rüge, dass ich nicht gut genug bin und besser jeden Stress gelassen bewältigen sollte, bin ich auch mit Anderen ungeduldig und wenig wertschätzend.
Wenn ich auf meine eigene Erfahrung als Erinnerung zurückgreife und in Wertschätzung für mich selbst sein kann, kann ich mich anders verhalten. Dann bringe ich in der oben beschriebenen Situation zum Ausdruck, dass ich Verständnis habe für seine oder ihre kniffelige Lage. „Sie haben wirklich viel gleichzeitig zu bearbeiten hier, Telefon und Kundenservice. Ich warte einen kleinen Moment, bis Sie soweit sind.“ Wertschätzung ausdrücken. Auf solche Äußerung habe ich schon manchen überraschten dankbaren Blick und anschließend freundlichen Service erlebt. Ich kann nur animieren, das immer wieder zu tun – du wirst viele wunderbare Erfahrungen machen und dein Leben und das der Anderen bereichern!
6. Wertschätzung für das Leben wahrnehmen
Das hatte ich im Laufe der Jahre vergessen, es war im Trubel der vermeintlichen Alltagspflichten untergegangen. Erst durch schwere Krankheit vor etlichen Jahren wurde mir in Erinnerung gerufen, wie kostbar das Leben ist. Was für ein Geschenk, zu atmen, sich bewegen zu dürfen, in Kontakt mit der Natur und Menschen zu sein. Was mir meine Familie bedeutet. Überhaupt arbeiten zu können und zu dürfen. Dass das Leben ein kurzes Gastspiel ist und jeder Moment lohnt, ihn bewusst zu erleben, denn er kehrt nicht zurück. Und ehe ich mich versehe, ist es vorbei. Ich bin zutiefst dankbar für diese Erfahrung, denn seitdem ich das kostbare Leben bewusst wahrnehme und wertschätze sind meine Tage voller Freude. Und Vieles, war vorher wichtig war, ist unwichtig geworden. Jeder hat andere Momente der Wertschätzung für das Leben – sich immer wieder darauf zu besinnen bereichert ungemein.
7. Wertschätzung für das Leben ausdrücken
Der Kölner hat einen herrlichen Spruch der wunderbar einfach beschreibt, wie’s geht:
Lache, fiere, danze! (Köln)
- Sich bewusst des Lebens, seiner Genüsse und Schönheiten freuen und die Freude zum Ausdruck bringen.
- Diese Freude mit Anderen teilen, sie teilhaben lassen und die Freude damit noch intensivieren und steigern.
- Kreativen Ausdruck finden in Wort, Bild, Plastizieren, Theater, Architektur, Projekten. Durch die Jahrtausende haben Menschen so ihre Wertschätzung für das Leben und seine Schöpfungskräfte zum Ausdruck gebracht.
Und ein letzter wesentlicher Punkt Wertschätzung für das Leben auszudrücken ist die Natur, unsere Umwelt, unsere Ressourcen, aus denen wir leben achtsam und pfleglich zu behandeln. Seien es Tiere, Pflanzen, die Erde der Umgang mit Energie und Rohstoffen. Wertschätzung für das Leben ausdrücken heißt auch, alles zu tun, damit unsere Kinder gut darin wachsen und leben können.
Inspirationsfragen zum Abschluss:
- Wenn du dir die 7 Aspekte der Wertschätzung ansiehst, welche Aspekte sind bei dir besonders stark ausgeprägt?
- Welcher Teilaspekt könnte noch ein bisschen Wachstum vertragen? Und welchen ersten kleinen Schritt siehst du dazu?.
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